Der anagrammatische Körper
Cover der Ausstellungsbroschuere »Der Anagrammatische Körper« mit einem Bild von Cindy Sherman
Sa, 08.04.2000 – So, 27.08.2000

In der Kunst des 20. Jahrhunderts wurde die Kategorie des Schönen einem radikalen Wandel unterworfen. Das vertraute klassische Schönheitsideal, insbesondere der ideal schöne athletische Körper in der Nachfolge der Antike, wurden aus dem Diskurs der Moderne verbannt. "Der Impuls der modernen Kunst ist der Wunsch, die Schönheit zu zerstören." (Barnett Newman, 1948) Erst im Nationalsozialismus und anderen totalitären Systemen, die einen Kampf gegen die Moderne und ihren fragmentierten Körper führten, kehrte der schöne Idealkörper zurück. In den Massenmedien, von der Boulevardpresse bis zum Hollywood-Film, und in der Körperkultur, von der Kosmetik bis zum Sport, wurde Schönheit zu einer Industrie, die normativ und zwanghaft Ideale vorgab. In der Kunst der Moderne hingegen, von Picasso bis Bacon, finden wir Bilder eines zerstückelten und zerstörten, eines manipulierten und unharmonischen, eines zerquetschten und gequälten Körpers.

Das modernistische Körperbild ist besonders durch die "Bedingung der Fotografie" (Rosalind Krauss) geprägt, die durch die neuen Medien weiter entwickelt wird. Auch Malerei und Skulptur sind von dieser Bedingung beeinflusst. Es ist daher legitim, von einer fotografischen Bedingung oder medialen Konstruktion des Körpers zu sprechen. Der Körper ist durch die Medien zu einem Bild geworden, und der reale Körper versucht, sich dem Bild anzupassen, das die Medien von ihm entworfen haben. Die Kunst reagiert auf die mediale Konstruktion des Körpers und bildet Reserven des Menschlichen, indem sie gerade die medialen Bedingungen der neuen Konstruktionen des Menschlichen kritisch hinterfragt.

Impressum
Ausstellungsteam

Markus Graf (Ausstellungsarchitektur)
Anja Grunwald (Ausstellungsarchitektur)
Martin Häberle (Technische Projektleitung)
Sabine Himmelsbach (Projektleitung)
Stefan Kölmel (Ausstellungsarchitektur)

Organisation / Institution
ZKM | Medienmuseum