Walter Giers. Electronic Art
Portrait Walter Giers
Do, 22.03.2018 – Fr, 13.04.2018

Walter Giers gehört zu den Pionieren der apparativen Kunst. Der 2016 verstorbene Künstler arbeitete in Baden-Württemberg seit den späten 1960er-Jahren im Grenzbereich zwischen Musik, Technik und bildender Kunst. Mit einer exemplarischen Auswahl aus rund 15 Werken gibt die in Zusammenarbeit mit dem ZKM entstandene Ausstellung »Walter Giers. Electronic Art« in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin einen Überblick über das Schaffen des Zeit seines Lebens in Schwäbisch Gmünd arbeitenden Medienkünstlers.

Aus elektronischen Bauteilen setzte der zunächst als Industriedesigner tätige Giers komplexe Licht-Klang-Skulpturen zusammen, bei denen der Betrachter durch das Berühren von Schaltelementen unvorhergesehene dynamische Prozesse in Gang setzen kann. Zufallsgeneratoren und anspruchsvolle interaktive Systeme lassen in seinen Werken ein unheimliches Eigenleben entstehen. Scherz und Ernst, das Absurde und die hintergründige Auseinandersetzung mit den elektronischen Medien als politischem Instrument der Beeinflussung sind untrennbar miteinander verwoben. 

Walter Giers selbst bezeichnete seine Objekte als »Codeträger für sinnliche Informationen«. Licht und Ton erzeugen in seinen Werken bestimmte Stimmungen, die beim Betrachter je nach individueller Disposition unterschiedliche Emotionen auslösen. Erst dieser Dialog zwischen Objekt und Betrachter vollendet für den 1937 im pfälzischen Mannweiler geborenen Künstler sein Werk. Dessen offen einsehbare, aber nicht durchschaubare Elektronik folgt einer strengen Logik, die sich stets aus ihrer Funktion ergibt. Gezeigt werden in der Ausstellung frühe Werke wie das skulpturale Objekt »Mr. Brabbel« (1968), das über die Lautsprecher eines von seinem Gehäuse entkleideten Radioapparats unverständliche akustische Signale, Brumm- und Pfeifgeräusche von sich gibt. Aber auch Werke wie das aus dem Nachlass des Künstlers stammende Zahlenbild (1975), bei dem unsinnig aneinander gereihte Folgen von Zahlen zu hören und zu sehen sind, oder das Wandbild 53,5 Millionen Jahre (1990), das den Zeitraum, in dem sich eine zufallsgenerierte Musik wiederholen würde, optisch nachvollziehbar macht. In der monumentalen, aus viel gereisten Koffern aufgestapelten Skulptur »Babel II« (1998), die zu den Hauptwerken der Künstlers zählt, klingt aus den einzelnen Koffern ein Stimmengewirr unterschiedlichster Sprachen. Für Giers, den rastlosen Erfinder und »Meister des geordneten Chaos« (Kurt Weidemann), kein Schreckensszenario einer babylonischen Sprachverwirrung, sondern Ausdruck kulturellen Reichtums und Vielfalt.

Öffnungszeiten der Landesvertretung: 09:00–16:00 UhrAufgrund von Veranstaltungen kann es vorkommen, dass die Ausstellung in der Landesvertretung kurzzeitig nicht zugänglich ist. Bitte fragen Sie vorsorglich vor dem gewünschten Besichtigungstermin unter Tel. 030/25456-400 an.
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