Bruno Latour: Kosmokoloss (Exzerpt)

Eine Tragikomödie über das Klima und den Erdball

Dauer
4:57
Kategorie
Werk
Erstellungsdatum
19.01.2015
Beschreibung
Die Bewohner der Erde schlafen ruhig, denn sie wissen kaum etwas über den Planeten, auf dem sie sich befinden. Sie begreifen nicht, wie sehr das, was sie für den festen Rahmen ihrer Existenz halten, ins Taumeln geraten ist. Sie weigern sich zu sehen, dass ihre Art, die Erde zu bewohnen, zu einer ökologischen Krise geführt hat, die vielleicht nur ein kleiner Teil der Menschheit überleben wird. »Kosmokoloss. Eine Tragikomödie über das Klima und den Erdball« thematisiert diese Kluft: die Diskrepanz zwischen der Größe der Krise und der Fähigkeit der Menschen, sie wahrzunehmen und zu verstehen.

Die Kontroverse über den Zustand des Planeten entfaltet sich, als die Erdbewohner aus ihren Träumen erwachen und sich auf den Weg zu einer Baustelle machen, wo sich der Umriss einer riesigen Arche gegen den Himmel abzeichnet: Gab es nicht schon immer feuchte Sommer und milde Winter? Oder haben wir die Rückkoppelungsmechanismen der Erdoberfläche unwiderruflich destabilisiert, und Gaia wird uns ertränken wie kleine Kätzchen? Wie sollen wir mit den Monstern umgehen, die wir erschaffen haben? Warum kommt die wissenschaftliche Debatte zu keinem Abschluss? Sollen wir auch ohne absolute Gewissheit handeln?
Kosmokoloss zeigt die Welt des Anthropozäns: eine Welt, die von einer Spezies bewohnt und beschädigt wurde, die nun zusehen muss, wie ihr drohendes Ende durch bunte PowerPoint-Präsentationen verkündet wird.
 
Kosmokoloss ist das erste Theaterstück des französischen Philosophen und Anthropologen Bruno Latour. Auf der Suche nach einer „neuen Eloquenz“ des Politischen ist das Theater eine mögliche Form, um dem Missverhältnis zwischen der Bedeutung der aktuellen Ereignisse und dem schmalen Repertoire der Empfindungen und Gefühle, mit denen wir auf sie reagieren, zu begegnen.