Ausstellungsmanual

Open Codes 101

Wir leben in einer Zeit, in der sich durch die beständige Weiterentwicklung von auf Code basierten Technologien, die Produktion, Verbreitung und Aneignung von Wissen global und grundlegend ändert. Von zentraler Bedeutung für die damit einhergehenden Debatten sind die Stellung und die Funktion des Museums in der heutigen Zeit. Bei dem Wort »Museum« denken Sie vielleicht an dessen institutionelle Aufgabe, historische Artefakte oder Kunstwerke zu sammeln, zu erhalten und auszustellen. Mit der Ausstellung »Open Codes« möchten wir jedoch eine Neudefinition des Museums für das 21. Jahrhundert formulieren und damit starre Strukturen und überholte Denkweisen aufbrechen: Unser Ziel ist es, den Anforderungen und Bedürfnissen unserer heutigen Zeit Rechnung zu tragen und sie in den Museumsraum zu integrieren. Es ist ein Versuch, sich mit den aktuellen Gegebenheiten auseinanderzusetzen und neue Perspektiven und Entwicklungslinien für die Zukunft aufzuzeigen, um damit die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen.

Aus diesem Grund haben wir für die Ausstellung ein deinstitutionalisiertes Format entwickelt, eine Wissensplattform, die stets frei zugänglich und unserer tatsächlichen Lebens- und Arbeitsumwelt sehr ähnlich ist. »Open Codes« ist als gemeinschaftlicher Raum angelegt, als eine Umgebung, in der man zusammenkommen und sich austauschen kann. Arbeiten und Lernen werden als kollaborative Prozesse verstanden, um damit Synergien zwischen unterschiedlichen Berufen und verschiedenen Formen des Wissens und von Wissensinhalten zu schaffen. Als BesucherIn sind Sie dazu eingeladen, gemeinsam mit anderen zu arbeiten, zu produzieren und zu lernen. Die Ausstellungsgestaltung, in der sich parkähnliche Oasen der Entspannung mit Work Stations der Konzentration, Laborsituationen mit Wohnlandschaften, Büroplätze mit Spielplätzen abwechseln, soll ermöglichen, gemeinsam kompetenter, kreativer und kenntnisreicher zu werden. Somit ist »Open Codes« ein Forum, das Kollaboration und Co-Kreation ermöglicht und Sie dazu einlädt, sich an einem offenen Austausch in einer sich stets wandelnden Umgebung zu beteiligen. In der Ausstellung werden verschiedene Ansätze erprobt, um neue Formen der Begegnung und der kritischen Auseinandersetzung zu ermöglichen. Auf diese Weise lernen Sie eine neuartige Wissensumgebung kennen, einen wandelbaren Ort, der sich stets neu konfiguriert, sich weiterentwickelt und verändert. Teil dieses Konzepts sind verschiedene Werkzeuge, mit denen man sich der Ausstellung nähern kann, und die im Folgenden vorgestellt werden:

Blick in die Ausstellung »Open Codes. Leben in digitalen Welten«

Hashtags

Die vielen Themen, die in der Ausstellung aufgegriffen werden, sind in acht übergeordnete Bereiche gegliedert: #GenealogieDesCodes, #Codierung, #MaschinellesLernen, #AlgorithmicGovernance, #Arbeit&Produktion, #AlgorithmischeÖkonomie, #VirtuelleRealität und #GenetischerCode.

Die Ausstellung »Open Codes« zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Kunstwerke im Ausstellungsraum nicht thematisch gruppiert sind. Die übergeordneten Themen werden mit den oben genannten titelgebenden Hashtags dargestellt sowie mit weiteren, damit inhaltlich in Zusammenhang stehenden Hashtags näher bestimmt. Jedem Werk sind mehrere dieser Hashtags zugeordnet. So können Sie gedankliche Verbindungslinien zwischen verschiedenen Fragestellungen zu den einzelnen Themen ziehen.

Das Hashtag-System lehnt sich an die mediale Verwendung von Hashtags an und steht damit für die offenen, fließenden und dynamischen Verbindungen zwischen Themen, die für unsere vernetzte Welt zentral sind.

Das #-Zeichen wurde bis 2007 vor allem zur Auszeichnung von Zahlen verwendet, bis NutzerInnen sozialer Medien begannen, es als Metatag zu verwenden und Inhalte mit selbst erdachten Schlagwörtern zu versehen. Es handelt sich um ein dynamisches, assoziatives Klassifikationssystem, das heute in den sozialen Medien weit verbreitet ist, um Inhalte, Diskussionen und Themen bestimmten Kategorien zuzuordnen. Dadurch, dass Inhalte wie Bilder, Videos usw. mit Hashtags versehen werden, entsteht ein nichthierarchisches System, das an eine Wolke erinnert: Inhalten können hier die unterschiedlichsten Schlagwörter zugeordnet werden, sie fallen damit nicht unter nur eine bestimmte und ausschließliche Kategorie.

Der Siegeszug des Hashtags begann vor zehn Jahren auf Twitter, als die Plattform anfing, alle gehashtagten Begriffe, die in Tweets vorkamen, mit den Suchergebnissen in der Twitter-Suche zu verlinken. Als 2010 Instagram auf den Markt kam, wurde der Hashtag zur Lingua franca, um Content auf beiden Plattformen mit einem Schlagwort zu versehen. In jüngster Zeit findet man den Hashtag auf jeder beliebigen Onlineplattform, und er verändert die Art und Weise, wie wir online nach Informationen suchen und auf sie zugreifen.

Broschüre

Die Broschüre dient als eines der Hauptwerkzeuge, mit dem man sich den physischen Ausstellungsraum erschließen kann. Sie enthält neben dem, die Ausstellung und ihre Komponenten erläuternden Text den einleitenden Text des Kurators Peter Weibel, Texte, die die acht Themenbereiche beschreiben, eine Werkliste sowie einen Text zum Thema Signal- und Maschinencodes von Franz Pichler.

Werkbeschreibungen hingegen finden sich auf Schildern direkt neben den Werken im Ausstellungsraum und auf der Ausstellungswebsite im Internet.

Wenn Sie sich mit einem bestimmten Themenbereich (titelgebenden Hashtag) der Ausstellung ausführlich beschäftigen möchten, können Sie das zusätzliche Faltblatt mit den Ausstellungsplänen zu Hilfe nehmen. Für jeden Themenbereich bietet es einen eigenen Ausstellungsplan sowie eine komplette Übersicht über die gesamte Ausstellung. Mit dieser Methode gewinnen Sie schnell einen Überblick, wo im Ausstellungsraum die entsprechenden Werke platziert sind.

App

Sie können die Ausstellung auch mit der »experience_zkm«-App, die für Android- und Apple-Geräte verfügbar ist, erkunden. Dieser digitale »Guide« führt Sie durch die Ausstellung: Sie finden eine Karte zur Orientierung und die Möglichkeit zur Suche nach titelgebenden Hashtags. Darüber hinaus finden Sie an den gekennzeichneten Stellen weitere und ausführlichere Informationen zu den Inhalten der Ausstellung – bequem zum Anhören!  

Infopoints und Website

Zur Ausstellung wurde eine umfassende Onlinesammlung von Informationen zusammengetragen, die Werktexte, Bildmaterial sowie ausführliches Hintergrundmaterial – Zeitungsartikel, Videos, weiterführende Literatur – umfasst. Neben der Broschüre und der App können Sie über die Website des ZKM (https://open-codes.zkm.de) diese Informationen abrufen. Darüberhinaus finden Sie hier weitere künstlerische Arbeiten, die exklusiv online präsentiert werden. Auf die Website kann dabei nicht nur über eigene Geräte zugegriffen werden, sondern auch über die Infopoints in der Ausstellung.

Work Stations

Über die ganze Ausstellung verteilt finden Sie Tische und Arbeitsplätze vor, an denen Sie jederzeit Platz nehmen können, um zu lesen, etwas aufzuschreiben, zu programmieren oder das zu tun, worauf Sie durch den Ausstellungsbesuch Lust bekommen haben. Diese Arbeitsplätze sollen es Ihnen ermöglichen, spontan Ihren Ideen freien Lauf zu lassen, sodass Sie nicht erst lange nach einem Ort suchen müssen, an dem Sie Ihre Gedanken festhalten können. In diesen Bereichen können Sie allein oder auch in der Gruppe arbeiten. So wurden einige Arbeitsplätze als Co-Working-Bereiche konzipiert, um den Austausch zwischen den unterschiedlichsten Menschen und Interessen zu ermöglichen. Andere Work Stations hingegen erlauben konzentriertes Arbeiten in einer ruhigeren Atmosphäre. Zur Verstärkung Ihrer Lust auf Lernen, zur Belohnung Ihrer Bildungskompetenz stehen auch Automaten mit kostenlosen Getränken, Snacks, Äpfeln etc. zur Verfügung. Der Arbeitsbereich in Lichthof 8 ist so konzipiert, dass dort auch verschiedene öffentliche Veranstaltungen stattfinden können. Es werden Workshops, Vorträge und Diskussionsrunden veranstaltet und alle sind dazu eingeladen, teilzunehmen und sich daran zu beteiligen. Entscheidend ist dabei, dass dies ein Raum ist, den »Sie« mit Inhalt füllen können. Wir stellen die Infrastruktur bereit – »Sie« können den Raum mit Ideen füllen. Wenn Sie selbst eine Veranstaltung anbieten oder organisieren möchten, besuchen Sie einfach unsere Website und buchen Sie den Raum an Ihrem Wunschtermin.