Pauline Bachmann: Avantgarde im Brasilien der 1950/1960er Jahre

Transkulturelle Verflechtungsprozesse und Herausbildung von Weltkunst

Transkulturelle Verflechtungsprozesse und Herausbildung von Weltkunst
Dauer
19:35
Kategorie
Vortrag/Gespräch
Datum
19.10.2011
Beschreibung

Avantgarde im Brasilien der 1950/60er Jahre: Transkulturelle Verflechtungsprozesse und die Herausbildung von „Weltkunst“

In Brasilien muss die Herausbildung einer internationalen Kunst – also einer solchen, die unter einem möglichen globalen Kunstbegriff gefasst werden will – stets im Spannungsfeld zwischen kolonial konnotierter, nach europäischem Vorbild institutionalisierter Hochkunst, als Artesanía abgewerteter Kunst indigener und afrobrasilianischer Traditionen und dem Aufkommen einer immer stärker medial geprägten Massenkultur betrachtet werden. Letztere spielt deshalb eine wichtige Rolle, da sie die Zirkulation von Objekten, Bildern und kulturellen Praktiken stark vereinfacht und beschleunigt, gleichzeitig aber auch für die Institutionalisierung einer bestimmten Ästhetik sorgt, die zur Vorbedingung einer als global verstandenen Kunst wird.

Die Kunstproduktion der 1950er Jahre ist in Brasilien von dem Dilemma geprägt etwas eigenes, spezifisch Brasilianisches zu schaffen, das die Bedürfnisse nach einer nationalen Identität ästhetisch verarbeitet, aber gleichzeitig für die internationale Kunstszene anschlussfähig ist, ohne dabei dem Vorwurf von Eklektizismus oder Nachahmung zu unterliegen. Internationale Anerkennung erfahren brasilianische Künstler/innen jedoch erst als sie in den 1960er Jahren in ihrer Kunst tropische Stereotype thematisieren, politische Repression und Marginalisierung anprangern, und sich Kunst in einer Art und Weise aneignen, die ganz den europäischen Erwartungen eines tropischen Landes entsprechen.

Um über die Genese einer als global verstandenen Kunst in Brasilien zu reflektieren, möchte ich von einem methodologischen Spektrum ausgehen, das Kunst(objekte) in Verbindung mit sozialen Machtstrukturen betrachtet und einen theoretischen Referenzrahmen spannt, der sich zwischen postkolonialem Diskurs, Cultural Studies und theoretischen Begrifflichkeiten Pierre Bourdieus bewegt und daher interdisziplinär angelegt ist.

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