some kind of spaceship in front of a star wall

2013-07-11

Sprengkraft des weißen Nichts

Matthew Day Jacksons »Total Accomplishment« ist eine Ausstellung, über die sich wahrlich staunen lässt.

VON TILL WERNER

Die unglaubliche Themenvielfalt reicht von der verheerenden Wirkung der Atombombe über Dragster-Rennen, geisterhafte Erscheinungen in Air-Force-Museen bis hin zu den Standard-Baumaterialien des amerikanischen Haushalts. Aber auch an Aussagekraft lassen die Exponate an nichts zu wünschen übrig, oft musste man erst die im Museum ausliegenden Beschreibungen lesen, um die Kunstwerke richtig zu verstehen - natürlich noch mit dem nötigen Freiraum für eigene Interpretationen.

So sieht zum Beispiel „Axis Mundi“ (lat. Achse der Welt), das Hauptausstellungsstück, aus, wie eine vom Set eines Science-Fiction-Films geklaute Weltraumkapsel, es ist jedoch das glänzend polierte Cockpit eines B29-Bombers (mit dieser Maschine wurden Hiroshima und Nagasaki 1945 nuklear bombardiert). Im Cockpit enthalten sind der Pilotensitz, ein regenbogenfarbenes Skelett ohne Kopf, dafür um so mehr Schädel im Regal an der anderen Seite.

Weniger Spielraum für Fragen lässt der „Kiloton Cube“ offen. Eine Holztreppe führt in einen Würfel mit weißen Wänden im Innern, der mit einem Kantenmaß von 8,46 Meter der Ausdehnung der Sprengkraft von einer Kilotonne TNT entspricht (vgl. Hiroshima: 13 Kt; Nagasaki: 20 Kt; größter je gezündeter Nuklear-Sprengsatz (Tsar-Bomb, UdSSR, 1961): 52.000 Kt). An der Innenseite des Würfels hängt ein Bild des zerstörten Paris aus der Vogelperspektive, die Häuser sind aus verbranntem Holz, die Seine aus gegossenem Blei.

Trotz nuklearem Tod, zerstörten Städten und geballter Sprengkraft geht es bei einigen Exponaten auch ruhig und friedlich zu. Zum Beispiel ein in allen Farben funkelndes, aus verspiegelten Acrylplatten bestehendes Abbild des Yosemite Valley (frei nach Albert Bierstadt), oder auch „Domestic Space“, ein aus Holz und Teppich zusammengesetztes Wandbild, das tatsächlich ein wenig an einen Designer-Teppichboden erinnert. „Domestic Space“ stammt aus einer Reihe von Bildern in denen Materialien die typisch für Hausbau und Innenausstattung sind verarbeitet werden.

Mit dem Versuch, das alles in wenigen Sätzen zusammenzufassen, würde man vermutlich scheitern - man muss die Ausstellung selbst gesehen haben und die Exponate in ihrer vollen Wucht auf sich wirken lassen.

Zur Person

Die Biografie des Künstlers Matthew Day Jackson.

Category: Exhibitions