Neue Werke im Medienmuseum
Fr, 28.04.2006 – So, 29.10.2006

Didier Demorcy, Isabelle Mauz, Studio Plo in Zusammenarbeit mit Julien Gravelle und Vincianne Despret: »When Wolves Settle: A Panorama«, 2005

Die Arbeit entstand im Rahmen der Ausstellung »Making Things Public«, die 2005 im ZKM gezeigt wurde. Sie thematisiert die medienwirksame französische Debatte, ob der Wolf, der bis zum Ende der 80er Jahre in den französischen Alpen keine Rolle mehr spielte, nun wieder aufgetaucht sei. Während die Tierschützer die Rückkehr des Tieres als ökologische Sensation empfanden, fühlten sich die ansässigen Schafzüchter dadurch in ihrer Existenz bedroht.
Die Installation von Didier Demorcy und der Soziologin Isabelle Mauz besteht aus einem Miniaturmodell eines französischen Alpentals und einem Computer-Interface-System. Das trichterförmige Modell, welches an die architektonische Form eines Parlamentsaals erinnert, läuft im unteren Teil zur Darstellung eines Bergdorfes zusammen, in dem eine Demonstration von Bergbewohnern stattfindet. Mit einem Touch-Screen können die Besucher Details des Geschehens sowie die dazugehörigen Informationen aufrufen. Kleine Fernrohre ermöglichen es, die einzelnen Bereiche der Arbeit genauer zu inspizieren. So sehr man jedoch suchen mag: einen Wolf wird man in Demorcys Arbeit nicht finden.

 

Matthias Gommel: »Rhine Streaming«, 2005

Die Arbeit bietet eine Live-Übertragung der Unterwasser-Geschehnisse im Rhein sechs Kilometer vor Karlsruhe direkt ins ZKM. »Rhine
Streaming« konvertiert den Rhein in einen Datenstrom, der direkt in die Ausstellung fließt. Videobilder, Unterwassertöne sowie das Verrhalten von Lebewesen im Wasser sind auf diese Weise »live« erlebbar und ergeben eine direkte Repräsentation. Von der Rheinmessstation Karlsruhe werden die Daten über eine Richtfunkstrecke von fast sieben Kilometern ins ZKM übertragen. Damit bezieht sich das Projekt auf historische Pläne des Stadtbaumeisters Weinbrenner, der Fluss und Stadt mit einem Kanal zu verbinden versuchte.
Wie kann man einem Fluss eine Stimme geben? »Rhine Streaming« setzt sich auf politische, historische und biologische Weise mit dem Rhein auseinander. Als was wird der Rhein gesehen, in welchen Zusammenhängen und mit welchen Instrumenten wird er wahrgenommen? Wie hat sich das so geformte Bild des Flusses im Laufe der vergangenen beiden Jahrhunderte verändert und wie hat sich dadurch auch der Fluss selbst verändert?

Das Kunstprojekt »Rhine Streaming« von Matthias Gommel wird durch eine enge Kooperation mit der LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg) ermöglicht.

 

Peter Dittmer: »Amme_5«, 2005

[bis 29.10.2006]

»Amme_5« ist ein Automat mit künstlicher Intelligenz. An sechs Bildschirmplätzen kann das Publikum via Tastatur mit der »Amme_5« ins
Gespräch kommen. Es ergeben sich verblüffende Rededuelle, raffinierte verbale Umgarnungen, mal aufsässige, mal schmeichlerische Reden und Widerreden von Mensch und Maschine, rhetorischer Schlagabtausch, Poesie, Dada, small talk / dirty talk, gefolgt von philosophischem Tiefgang. Das Publikum hat die Möglichkeit die Amme zu provozieren und sie zur Ausschüttung von Milch zu bewegen. Eine verblüffende Geste, ausgeführt von einem Hightech- Roboterarm, der zum Tisch des Kommunizierenden kommen und eventuell ein Glas Milch verschütten kann. Mit seiner fünften Ammenversion treibt Peter Dittmer das konzeptuell angelegte Moment des Grotesken auf die Spitze. Durch sich füllende und leerende »Angstgläser«, durch kuriose Duschattacken sowie Spül- und Pmpvorgänge, durch Sound- und Lichteffekte tut die Amme ihre Befindlichkeit kund. Die Amme lässt ernsthaft fragen: Was ist Intelligenz? Was geschieht, wenn Mensch und Maschine streiten? Wie gelingt Kommunikation?

Peter Dittmers »Die Amme_5« ist eine Produktion der Kunsthalle Göppingen, in Kooperation mit der FHTE, der IHK Bezirkskammer Göppingen und zahlreichen Firmen der Region.
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