Mischa Kuball: Platon’s Mirror
Ausstellungsansicht Mischa Kuball
So, 13.02.2011 – So, 03.04.2011
Der Düsseldorfer Medienkünstler Mischa Kuball ist einer der wenigen Künstler, der das Licht schon immer auch in seiner (gesellschafts-) politischen Dimension verstanden und es in zahlreichen Werken und Installationen entsprechend eingesetzt hat. In seinem neuen Ausstellungs-Projekt »platon's mirror« kommen darüber hinaus zwei weitere Aspekte hinzu: eine wahrnehmungsästhetische Komponente sowie die Möglichkeit einer neuartigen Bildgenerierung durch Computer-Tomografie. Es ergeben sich daraus hochaktuelle Fragestellungen in und für die Kunst. Lichtpolitik und Medienpolitik werden innerhalb dieses Projektes neu verhandelt.
 
Die Idee zu »platon's mirror« basiert auf einem der einflussreichsten Texte der europäischen Literatur: Platons Höhlengleichnis. In ihm wird die Unterscheidung zwischen zwei Formen der Wirklichkeit formuliert: der sichtbaren Realität und der (wahren) Realität der Ideen. Einen Künstler wie Kuball, der sich wie kein zweiter in seiner Kunst mit dem Phänomen des Lichts auseinandersetzt, musste das Höhlengleichnis zur künstlerischen Auseinandersetzung herausfordern. In zugleich einfachen und höchst effektiven Anordnungen mit Projektoren und reflektierenden Silberfolien, Fotografien und Videos schafft Kuball einerseits Räume, die als Gleichnisse der Platonischen Höhlensituation zu verstehen sind, andererseits übersetzt er in seinen Fotografien und Videos das komplexe Verhältnis von Lichtquelle, Spiegelung, Schattenriss und Abbild in scheinbar endlos zu erweiternde Mediationsstufen, auf denen sich die Wirklichkeit als die Wirklichkeit ihrer Reflexion immer erneut konstituiert.
 
Die Beschäftigung Kuballs mit dem Thema des Höhlengleichnisses erfolgt in einer Zeit, in der das Problem der »Realität« kaum mehr unter philosophischen, sondern fast ausschließlich unter soziologischen und politischen Gesichtspunkten betrachtet wird. Die Rede von der »Performativität« alles Realen macht scheinbar die Suche nach dem, was an der Wirklichkeit wirklich sei, überflüssig. Mit Mischa Kuballs Rekurs auf Platon ist die Frage verbunden, ob sich tatsächlich so einfach alle Wirklichkeiten als sozial konstruiert deuten lassen, und ob die Vernunft noch als Instrument zur Hand ist, um zwischen Scheinhaftigkeit und Wirklichkeit zu unterscheiden. Insofern lässt sich »platon’s mirror« nicht nur als Problematisierung der Aktualität Platons verstehen, sondern auch als Wiederbefragung der klassischen Verknüpfung von Lichtmetaphorik und der Idee des aufklärerischen Denkens.
 
In Ergänzung zum gleichnamigen Projekt werden innerhalb der Ausstellung rund vierzig schwarz-weiße CT-Fotografien zu sehen sein. Sie zeigen Aufnahmen von Aufnahmeapparaturen, also computertomografische Durchdringungen von Foto- und Videoapparaten und werfen durch die Redundanz des medialen Verfahrens ebenfalls Fragestellungen nach der Wirklichkeit und ihrer Reproduktion auf.
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ZKM | Museum für Neue Kunst

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