Quantensprünge XIII
Fr, 30.09.2011 – So, 02.10.2011, Festival
Seit den 1960er Jahren, Fluxus-Aktionen und den Ansätzen szenischen Komponierens bei Dieter Schnebel oder Mauricio Kagel ist das Konzert selbst kein rein musikalisches Ereignis mehr. Aus dem Musizieren wird Szenisches gewonnen, Musikalisches wird in Szenisches verwandelt und umgekehrt. Musikalische Handlungen sind sichtbar und hörbar. Der Blick auf die Musizierenden erfährt eine Revision, denn, wenn vieles inszeniert ist, wirkt auch das Nicht-Inszenierte inszeniert. Die Programme des Festivals Quantensprünge XIII der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) stehen für diese Perspektivwechsel. Der erste Abend entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Studiengang Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen und fokussiert das Szenische. Aber auch in den anderen Programmen spielt Inszenierung eine Rolle, etwas bei Vinko Globokar, der seinen Instrumentalisten immer auch Regieanweisungen gibt oder bei der jungen polnischen Komponistin Jagoda Szmytka, die den Lautsprecher als Black Box für das Unbewusste, als Persönlichkeit, präpariert und inszeniert. Die Mittel sind in den Konzerten vielfältig, jährlich wechseln die instrumentalen Besetzungen des IEMA-Ensembles, entstehen neue Kompositionen von den Kompositionsstudenten der Akademie.

Programm:

Fr, 30.09. im ZKM_Medientheater:
»I never went south.«
Ein szenisches Konzert

Nackt und hilflos kommen die Menschen zur Welt. Prometheus stiehlt das Feuer vom Himmel und lehrt sie die Künste. So überleben sie. Die Menschen bauen Geräte und Fahrzeuge, um ihren Mangel zu überwinden. Indem sie sich der Kunst bedienen, fesseln sie sich an das hergestellte Zeug. Die Mechanik der Künste reproduziert die Amechanie des Mangels, die sie überwinden sollen. (aus: Hannes Böhringer – Das hölzerne Pferd)
In einer Form wird Musik dem Musiker durch die Notenschrift übermittelt: Höhe, Dauer und Volumen der flüchtigen Töne werden graphisch auf dem Papier dargestellt und fixiert. »I never went south« überträgt die zweidimensionale Notenschrift in ein räumliches Notationssystem, das mit Lichtsignalen arbeitet. In das vertraute Spiel vom Blatt mischt sich ein technischer Apparat, der die Kontrolle mehr und mehr übernimmt oder aber der Improvisation des Musikers gehorcht.

Mitwirkende:

Regie: Lea Letzel
Komposition: Maximilian Maintz
Dramaturgie: Christian Grammel
Musikalische Leitung: Uwe Dierksen
Technische beratung: Fabian Offert
Klangregie: Sarah Hölscher
Musik: IEMA-Ensemble Matthew Conley, Trompete/ Eva Boesch, Violoncello/ Vincent Hepp, Violine/ Yusuke Ishii, Klavier/ Vincent Manuel Minguet-Soria, Saxofon/ Francisco José Naranjo Reyes, Oboe/ Arlette Probst, Fagott/ Alberto Carnevale Ricci, Klavier/ Deepa Goonetilleke, Horn/ Delphine Roche, Flöte/ Marie Schmit, Violoncello/ Anna voor de Wind, Klarinette/ Rho-Mei Yu, Schlagzeug.

Eine Kooperation des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen, der Internationalen Ensemble Modern Akademie, des Frankfurt LAB und dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe. Mit freundlicher Unterstützung er Hessischen Theaterakademie, STEAM -Tonstudio der Hochschule für Musik Hanns Eisler, satis&fy, basis Frankfurt und dem Forstamt Gießen.


Sa, 01.10. im ZKM_Kubus:

Edison Denisov (1929-1996) Sonate für Altsaxophon und Klavier (1994)
György Kurtag (*1926) Hommage à R. Sch. op. 15/d für Klarinette (auch große Trommel), Bratsche und Klavier (1990)
Alessandro Solbiati (*1956) Quattro Pezzi per pianoforte e percussionista (1999)

Pause

Vinko Globokar (*1934) Koexistenz für zwei Violoncelli (1978)
Karlheinz Stockhausen (1928-2007) Edentia für Sopransaxofon und Elektronische Musik (aus: Klang – Die 24 Stunden des Tages) (2007)
Marco Nikodijevic (*1980) gesualdo abschrift/ antiphon super o vos omnes für ein Ensemble von 12 Spielern und Electronica, in memoriam Christophe Bertrand (2011)


So, 02.10. im ZKM_Kubus:

Alfred Zimmerlin (*1955) Scènes für Tenorsaxofon, Fagott, Zuspiel und Live-Elektronik (2010)
Vinko Globokar (*1934) Avgustin, dober je vin für Bläserquintett (2002)
Jagoda Szmytka (*1944) Watch Out! of the box (2011, Uraufführung)

Pause

Luciano Berio (1925-2003) Naturale – Über sizilianische Melodien für Viola, Schlagzeug und Zuspielband (sizilianischer Volkssänger) (1985)
György Ligeti (1923-2006) Mysteries of the Macabre - Drei Arien aus der Oper »Le Grand Macabre« für Koloratursopran oder Solo-Trompete in C und Kammerorchester (1974/1977)
John Cage (1912-1992) Inlets (Improvisation II) for 3 players of water-filled conch shells and 1 conch shell player using circular breathing and the sound of fire (1977)
Steve Reich (*1936) Pendulum music für 3 oder mehr Mikrophone, Verstärker und Lautsprecher (1968)



Die IEMA-Stipendiaten werden gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain.
Organisation / Institution
ZKM
Kooperationspartner
Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen ; Internationale Ensemble Modern Akademie ; Frankfurt LAB
Sponsoren
Kulturstiftung des Bundes ; Kulturfonds Frankfurt RheinMain ; Kunststiftung NRW