Zum Tod von Gerald O'Grady

28.03.2019

Portrait Gerald O' Grady

»Ich bin zutiefst dankbar für die Freundschaft mit O'Grady und für die Zusammenarbeit, die intellektuell ungemein anregend war«

Peter Weibel

VON PETER WEIBEL

Gerry O'Grady ist am 26. März 2019 morgens friedlich eingeschlafen. Mit ihm geht eine Epoche vorbei, die er mit seiner Unterschrift versehen hat. O'Grady war einer der grandiosen Menschen, die die Bedeutung der Medien für Gesellschaft, Politik und Kultur schon früher als andere erkannten. Als verblüffender Gelehrter, als begnadeter energiegeladener Manager, als brillanter Akademiker und als unendlicher Liebhaber der Kunst des bewegten Bildes schuf er das wohl produktivste, konstruktivste und anziehendste Umfeld für ein Studium der Medienkunst.

O'Grady führte die Medienrevolution in Buffalo in den frühen 1970er-Jahren an: Er gründete 1972 das »Center for Media Study« und das »Media Study/Buffalo« an der New York State University in Buffalo als non-profit-Zentrum der visuellen Künste für Western New York. Während das »Media Study/Buffalo« Equipment für AnfängerInnen, versierte KünstlerInnen und DokumentaristInnen erwarb und auslieh, bildete das »Center for Media Study« einen kreativen Zusammenschluss von GastkünstlerInnen, um DoktorandInnen auszubilden. Ein steter Zustrom von international angesehenen GastdozentInnen fand am »Center for Media Study« einen Ort für ihre Aktivitäten mit einer ebenso international gefeierten Ansammlung von GastkünstlerInnen der Fakultät aus allen Disziplinen der Medienkunst, darunter Tony Conrad, Hollis Frampton, Paul Sharits und die Vasulkas. 

 

Ein legendärer Medienwissenschaftler

O'Grady's Stimme im Bereich der Medien wurde weltweit gehört: Er gründete sogar Zentren für visuelles Lernen in China und Südamerika. Das ZKM war sein Partner bei einigen »Verbi-voco-visual experiments« (Marshall McLuhan, 1967). Zusammen mit Steina und Woody Vasulka initiierte ich im ZKM die innovative Ausstellung »MindFrames« (2006/2007) über die von ihm in Buffalo kultivierten »mind frames« und über die Geschichte der Leistungen des Department of Media Study an der State University of New York. O'Grady hat mich 1984 eingeladen, an diese Fakultät in Buffalo zu gehen, wo ich bis 1989 blieb. Es war eine große Ehre für mich und eine wunderbare Gelegenheit zu lernen! Ich bin zutiefst dankbar für die Freundschaft mit O'Grady und für die Zusammenarbeit, die intellektuell ungemein anregend war. God bless Gerry O’Grady.

 

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