Christoph Klütsch, Susanne Schatral: MORITZ

PDA-Anwendungen für Museumsbesucher zur Erschließung europäischer Industriekultur

Dauer
21:59
Kategorie
Vortrag/Gespräch
Erstellungsdatum
11.05.2007
Beschreibung

Dr. phil Christoph Klütsch, Hochschule Bremen
Susanne Schatral, Nordwolle Delmenhorst, Nordwestdeutsches Zentrum für IndustrieKultur, Delmenhorst

MORITZ (Mobile Rundgänge in europäischen Textilindustrie-Zentren) ist ein Kooperationsprojekt des ZIMT-Zentrums an der Hochschule Bremen und dem Nordwestdeutschen Museum für IndustrieKultur, Nordwolle Delmenhorst, das von der interdisziplinären Arbeitsgruppe Mobile2culture realisiert wird.
Ziel von MORITZ ist es, ein Konzept für Rundgänge auf europäischen Industriearealen zu entwickeln und durch die Entwicklung von entsprechenden PDA-Anwendungen Museumsausstellungen auf historische Industrieanlagen auszudehnen.
Dies soll dem Besucher nicht nur ermöglichen, die konkreten Plätze zu erkunden, sondern auch in die Geschichte der Orte einzutauchen und in Interaktion mit den Zeugnissen der Industriekultur zu treten. Die für diesen Zweck angewandte Software ist TURI, ein Java basiertes, Plattform unabhängiges Autorentool zur Erstellung von mobilen Rundgängen, das mit der Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt entwickelt wurde.
Im Rahmen des einjährigen MORITZ-Kooperationsprojekts sollen zu zwei Punkten innovative Umsetzungen erarbeitet werden: der Übertragbarkeit und der Vermittlung von Inhalten. Durch einen übertragbaren Rundgang sollen drei Textil- und Industriemuseen in den Städten Riga, Lodz und Delmenhorst nachhaltig miteinander verbunden werden.
Das mobile Medium ermöglicht es dem Besucher Informationen zu gemeinsamen Aspekten einer europäischen Geschichte der Textilindustrie an ihren Orginalschauplätzen zu bekommen: Die in den Klein-Computer eingespeisten historischen Ansichten der Anlagen, Fotografien von Menschen, die in den Fabriken gearbeitet haben und Zeitzeugenberichte vermitteln, wie sehr sich Leben, Architektur, Fertigungs- und Gestaltungsprozesse an den jeweiligen Orte ähnelten. Dieses Modell läßt sich auch auf andere europäische kulturelle Institutionen zu übertragen, mit dem Ziel, eine vernetzte und übertragbare mobile Medienplattform für Museen und Stätten der Industriekultur vorzubereiten.
Mit einem Rundgang via PDA wird aber auch das Spannungsfeld zwischen erfahrungsorientierten und eventorientierten Strategien der Inhaltsvermittlung überbrückt. Spaß und Neugier sind für Lerneffekte genauso wichtig wie tiefergehende historische Einblicke. Ein besonderes Interesse verdient daher die Art der Vermittlung: angereichert durch eine besondere Ästhetik, die den kulturellen Anforderungen gerecht wird, werden Informationen in verschiedenen Detaillierungsgraden angeboten, so dass dadurch unterschiedliche Zielgruppen angesprochen sind - je nach Alter, Vorwissen, Interessensgebiet und Rezeptionserfahrung.
Klassische Medien konzentrierten sich bislang auf Objekte und erläuterten deren Kontext durch Texte. Eine mobile PDA Anwendung baut auf den aktuellen Entwicklungen im Multi-Media-Bereich auf, die nach neuen museumspädagogischen Konzepten fragen. Die Bandbreite dieser Ansätze spiegelt sich in folgenden vier Gestaltungskonzepten für Rundgänge wider.
Der individuelle Rundgang: der Besucher kann den Rundgang seinen Bedürfnissen entsprechend zusammenstellen.
Der selbstbestimmte Rundgang: der Besucher kann Punkte eines vorher festgelegten Rundgangs überspringen.
Grenzen überschreiten: Mit Hilfe der PDA-Technologie kann der Besucher Zeit und Raumgrenzen überwinden.
Interaktivität: Der PDA bietet dem Besucher Material an, das interaktiv genutzt werden kann und zum selbstständigen Erkunden einlädt.