John Cage

Geburtsjahr, Ort
1912, Los Angeles, Vereinigte Staaten
Todesjahr, Ort
1992, New York, Vereinigte Staaten
Rolle am ZKM
in der Sammlung
Biografie

Nach einer mehrmonatigen Europareise 1930-31 studierte John Cage in den USA Musik und Komposition bei Richard
Buhling, Adolf Weiss, Henry Cowell und 1934-36 bei Arnold Schönberg. 1945 nahm er erneut ein Studium der Philosophie und Klassischer Indischer Musik an der Columbia University in New York auf, wo er gleichzeitig auch bei Daisetz Taitaro Suzuki Zen-Buddhismus studierte. Cage hat in zahlreichen Lehrtätigkeiten auf Generationen von Künstlern entscheidenden Einfluss gehabt. 1941 lehrte er experimentelle Musik an der Chicago School of Art. 1948 folgte eine Lehrtätigkeit am Black Mountain College, und 1956-60 lehrte er an der New School of Social Research in New York. 1988-89 hielt er die Charles Eliot Norton Vorlesungen zur Poetik an der Harvard University. Für sein Werk ist John Cage vielfach mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem 1986 mit dem Ehrendoktor des Californian Institute of Arts und 1989 mit dem Kyoto-Preis der Stadt Kyoto. John Cage starb 1992 in New York.
 
John Cage gehört zu den wichtigsten Künstlern dieses Jahrhunderts. Als Musiker, Komponist, Lehrer, Bildender Künstler und Freund von Marcel Duchamp, Merce Cunningham, Robert Rauschenberg, Nam June Paik und anderen hat er wichtigen künstlerischen Einfluss auf die Entstehung von Kunstformen, die die Grenzen zwischen Musik, Tanz, Bildender Kunst, Theater und die Trennung zwischen hohen und niedrigen Kunststilen durchlässig machten. John Cage ist zusammen mit Marcel Duchamp einer der ersten Künstler, der multimedial und intermediär arbeitet. Von zentraler Bedeutung in Cages Schaffen sind zufallsgesteuerte, aleatorisch aufgebaute Kompositionsprinzipien. Er ermittelt sie durch die hochkomplexen Auszählprozesse des Orakelbuchs »I Ging«. So ist es möglich, nicht-intentional zu arbeiten, also persönliche Elemente aus den Werken herauszuhalten und zugleich den Aufführenden ein größeres Maß an Gestaltungsfreiheit und Variabilität bei der Interpretation zu geben. Stille und Leere, Nicht-Töne und beiläufig entstehende Geräusche der Umwelt und der Umgebung setzt Cage gleichwertig zu instrumental erzeugten Klängen in seinen Kompositionen ein. In seiner Arbeit verbinden sich die ungeregelten, spielerischen und anarchischen Elemente von Dada (und Fluxus, auf dessen Entstehen Cage großen Einfluss hatte) mit dem meditativen, absichtslosen und disziplinierten Wesen des Zen-Buddhismus und dem Wissen östlicher Philosophie.
 
Nach ersten Versuchen mit Malerei in den zwanziger Jahren entstehen über Jahrzehnte hinweg als einzige graphische Arbeiten die Partituren und Notationen als visuelle Handlungsanweisungen für musikalische Vorgänge. Druckgraphische Serien - meist in kleiner Auflage - entstehen vermehrt ab 1978, Zeichnungen seit 1983 und Aquarelle seit 1987. 1983 beginnt Cage mit einer bis zu seinem Tod fortgeführten Reihe von Zeichnungen, die dem japanischen Zen-Garten »Ryoan-ji« gewidmet sind. Sie bestehen aus einem Geflecht von Kreisformen, die durch das Umfahren von runden Kieselsteinen mit Bleistiften verschiedener Stärke und Härte entstehen. Die Anzahl und Anordnung der Steine auf dem rauhen Zeichenpapier im langgestreckten Querformat und die Wahl des Härtegrads werden mithilfe des I Ging Verfahrens ermittelt. Für die zuletzt entstandenen »Edible Drawings« (1989-91) verwendet Cage handgeschöpfte Papiere aus Pflanzenteilen, Algen, Ingwerwurzeln und vergleichbaren Materialien.

 Einzelausstellungen (Auswahl)
 1958 Stable Gallery, New York
 1977 The Museum of Modern Art, New York
 1978 Museum Folkwang, Essen, Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach, Kölnischer Kunstverein, Köln
 1982 Whitney Museum of American Art, New York, Philadelphia Museum of Art, Philadelphia, Museum of Contemporary Art, Chicago, Margarete Roeder Gallery, New York
 1986 Galerie Watari, Tokyo
 1988 Virginia Museum of Fine Arts, Richmond
 1989 »Where There is Where There: Etchings & Monotypes by John Cage, 1982-1989«, The Flossie Martin Art Gallery, Radford, anschließend Roanoke Museum of Fine Art, Roanoke, Carpenter Center for the Arts, Harvard University, Cambridge/MA
 1990The Phillips Collection, Washington, D.C., Margarete Roeder Gallery, New York
 1991»John Cage: Partituren, Graphik, Zeichnungen, Aquarelle«, Kunsthaus Zürich, anschließend Städtische Galerie Erlangen, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München, Galerie Stähli, Zürich, Crocker Art Museum, Sacramento, Laguna Beach Art Museum, Laguna Beach
 1992Solomon R. Guggenheim Museum SoHo, New York
 1997»John Cage: The Edible Drawings 1989-1991«, Bernard Toale Gallery, Boston
   
 Gruppenausstellungen (Auswahl)
 1977»America Drawn and Matched New York«, The Museum of Modern Art, New York
 1979International Biennal of Prints, National Museum of Modern Art, Tokyo
 1980»Vom Aussehen der Wörter«, Sprengel Museum Hannover
 1984»Henry David Thoreau as a Source for Artistic Inspiration«, De Cordova and Dana Museum and Park, Lincoln
 1985 »Raum Zeit Stille«, Kölnischer Kunstverein, Köln
 1988 »Übrigens sterben immer die anderen«, Museum Ludwig, Köln; »Art after silence«, Rutgers University, New Jersey
 1989 »Cage/Cunningham/Johns«, Anthony d'Offay Gallery, London, und Tate Gallery Liverpool
 1990Cunningham Dance Foundation, New York
 1996»John Cage, Terry Fox, Gudrun Wassermann«, Pfalzgalerie, Kaiserslautern
 1997»InterAct«, Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg
   

 [Frauke Syamke, 1997]