Giga-Hertz-Preis 2014 & Preisverleihung »Motion Picture 2.0«
Schriftzug IMATRONIC
Sa, 29.11.2014 19:30 Uhr CET, Preisverleihung

Zum achten Mal verleiht das ZKM gemeinsam mit dem EXPERIMENTALSTUDIO des SWR die Giga-Hertz-Preise für elektronische und akusmatische Musik.

Brian Eno, der als Innovator und Pionier in vielen Bereichen der Musik gilt, erhält den mit 10.000 € dotierten Giga-Hertz-Preis 2014 für sein Lebenswerk. Besonders verdient gemacht hat er sich als audiovisueller Künstler, Musiker, Komponist und Musikproduzent im weiten Feld der Elektronischen Musik. Neben seiner Zusammenarbeit mit zahlreichen KünstlerInnen wie David Byrne, Talking Heads, U2, David Bowie, Coldplay und Robert Fripp entwickelte er auch drei sehr erfolgreiche Apps für Apples Betriebssystem iOS: »Bloom«, »Trope« und »Scape« – generative Musik- und Kunstapplikationen. Sein Gebrauch von elektronischer Klangtechnik sowie die einzigartige experimentelle Ästhetik prägen die Zusammenarbeit mit anderen KünstlerInnen, seine audiovisuellen Installationen und Gebäudeprojektionen verdeutlichen, dass für Eno künstlerischer Anspruch und populäre Kunst kein Widerspruch ist, der sich nicht vereinen ließe. Seine experimentelle Installation »the ship« kann leider nicht wie geplant gezeigt werden.

Neben dem Preis für sein Lebenswerk an Brian Eno werden Produktionspreise an den Brasilianer Giuliano Obici, die Spanierin Lula Romero und das dänische Duo Vinyl-Terror & -Horror verliehen.

Auch die Gewinner des Wettbewerbs »Motion Picture 2.0« werden an diesem Abend gekürt: Interessierte wurden vom ZKM gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2014 – Die digitale Gesellschaft eingeladen, mit der neuartigen Aufnahmetechnologie »Motion Picture 2.0« zu experimentieren und ihre Ergebnisse einzureichen.

Im Anschluss an die Preisverleihung wird der französische Komponist Pierre Henry ein exklusives Konzert seines 2012 entstandenen Werke »Le fil de la vie« im ZKM_Foyer aufführen.
Dem 87-jährigen Pionier der elektroakustischen Musik wird nachträglich der Giga-Hertz-Hauptpreis für SoundArt 2013 überreicht werden.

Plakat des IMATRONIC 2014 am ZKM | Karlsruhe

Programm

Samstag, 29. November 2014
21:30 Uhr, Foyer
Pierre Henry: Le fil de la vie

Freitag, 28. November 2014
20:00 Uhr, Kubus, Musikbalkon, Medientheater
Giga-Hertz-Preis Konzert

 

Der Giga-Hertz-Preis

Gemeinsam mit dem EXPERIMENTALSTUDIO des SWR Freiburg vergibt das ZKM | Institut für Musik und Akustik seit 2007 alljährlich den Giga-Hertz-Preis für elektronische und akusmatische Musik. Dieses Jahr ist dieser mit insgesamt 25.000 € Preisgeld dotiert.

Die mit 5.000 € dotierten, international ausgerichteten drei Giga-Hertz-Produktionspreise dienen der Initiierung und Förderung neuer Projekte und richten sich an KomponistInnen elektronischer und akusmatischer Musik. Auch im Jahr 2014 werden spannende Vorhaben aus dem Bereich prämiert. Für ihr Lebenswerk werden renommierte KünstlerInnen mit dem Giga-Hertz-Hauptpreis in Höhe von 10.000 € geehrt – dieser wird nicht öffentlich ausgeschrieben, sondern durch Vorschläge der Jurymitglieder ermittelt.

Die Jury bestand in diesem Jahr aus Ludger Brümmer (Leiter ZKM | Institut für Musik und Akustik), Björn Gottstein (Musikwissenschaftler und -journalist, künstlerischer Leiter Eclat-Festival), Detlef Heusinger (künstlerischer Leiter EXPERIMENTALSTUDIO des SWR), Alain Thibault (Komponist, künstlerischer Leiter Elektra Festival) und Peter Weibel (Vorstand ZKM | Karlsruhe).

Hauptpreisträger 2014 | Brian Eno (England)

Brian Eno ist ein Künstler, der sich in seiner Arbeit immer wieder neu erfindet. Er ist Musiker, Komponist, audiovisueller Künstler und Musikproduzent und arbeitete mit zahlreichen Künstlern wie David Byrne, Talking Heads, David Bowie, U2, Coldplay und Robert Fripp zusammen.

Als Absolvent der Winchester School of Art (England) hat Eno ein feines Gespür, elektronische Studiotechnik bestmöglich als Werkzeug einzusetzen, um »Klang zu malen«. Dieser Vorstellung folgend schuf er mit Ambient ein neues, in breiten Kreisen gut rezipiertes Musikgenre, das auf den technischen Mitteln des Studios basiert – »Generative Musik«.

Eno entwickelte zudem drei sehr erfolgreiche Apple Apps: »Bloom«, »Trope« und »Scape« – generative Musik- und Kunstapplikationen. In einem Interview sagte er zu diesem Thema: »Ein Künstler produziert ein System, das wiederum ein Werk erzeugt – anstatt, dass der Künstler das Werk direkt erzeugt.«

Eno ist weiterhin Künstler hinter zahlreichen audiovisuellen Installationen und Gebäudeprojektionen. Sein Gebrauch von elektronischer Klangtechnik, seine experimentelle Ästhetik und seine intensive Zusammenarbeit mit anderen Künstler:innen prägt die Musik von heute entscheidend. Für ihn war der künstlerische Anspruch und populäre Kunst nie ein Widerspruch, der sich nicht vereinen ließe. Brian Eno erhält den Giga-Hertz-Hauptpreis für Elektronische Musik für sein Lebenswerk.

Brian Eno

Brian Eno

Produktionspreisträger:innen 2014

für »Lanhouse Concert« (2010), audiovisuelle Installation für Computer und LAN

für »desencuentros« (2012-13) für 2 Klaviere und Live-Elektronik, Dauer: 14‘

für »The Host« (2014), audiovisuelle Installation, Dauer: 5’17’’

Nachtrag – Die Gewinner des Wettbewerbs »Motion Picture 2.0«


Robert Gwisdek: »Scheibe«

Erster Preis

Beschreibung: Kurze Reflektion über die nicht vorhandene Kreishaftigkeit des Seins.
Jurybegründung: Mit einfachen, quasi analogen Mitteln und einem durchdachten Konzept produziert, überzeugt der Film in seinen Teilen, als auch im Gesamtergebnis. Ein alltägliches Setting, ein junger Mann und ein vom Rap beeinflusstes Gedicht lassen den Zuschauer über Inhalt und Machart des Films und über die Motion Picture 2.0. Technologie nachdenken. Die Jury überzeugte der Film auch durch seine ausgeklügelte Rhythmik. Die sprachliche Dynamik wird in das Bildliche übertragen und steigert sich vom körperlichen Drehen des Protagonisten bis zu Drehungen und Spiegelungen der Kamera in unterschiedlichen Achsen, immer die sprachlichen Wendungen durch die Form begleitend. Der Film entwickelt mit seinen vielen Facetten eine Sogwirkung, die dazu führt, dass man ihn wiederholt sehen will.
[zum Film]
 

Jörg Locher, Jeremias Heppeler, Andreas Henrich, Željko Marović , Alexander Gleich: »Der Beobachter«

Erster Preis

Beschreibung: Im Blick: Vier Typen. Im Zentrum: Der stille Beobachter. Ein Plan? Und mehr...
Jurybegründung: ‚Der Beobachter‘ ist ein Gangster-Kurz-Film, der die Motion Picture 2.0 Technologie in hervorragender Weise einsetzt, die einzelnen Personen im Raum verortet und die räumliche Kameraführung für etwas benutzt, das dem Schnitt im konventionellen Film entsprechend ist. Der Film spricht den Betrachter dadurch direkt an. Der Zuschauer muss, um im Geschehen zu bleiben, sich stetig umorientieren und wird dadurch in die Handlung integriert. Er wird quasi vom Filmgeschehen umstellt und in die in der Narration thematisierte Gruppendrucksituation hineingezogen. Das Eingehen auf die Abspielsituation gibt dem Film seine Besonderheit und Stärke. Die Thematik des Films greift über die spezifische Narration hinaus und stellt die weitergehende Frage nach Handlung und Teilnahme, die vor jeder Herausforderung steht. Soll man sich auf etwas Ungewisses und Neues einlassen - möchte man aktiv teilnehmen oder nur beobachten? Die direkte Ansprache des Zuschauers und die Aufforderung zum Reflektieren von Passivität und Aktivität lässt den Film nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Produktion: Jörg Locher
Buch: Jeremias Heppeler
Nummer 1: Andreas Henrich
Nummer 2: Željko Marović
Nummer 3: Alexander Gleich
Nummer 4: Jörg Locher
[zum Film]
[Zum Teaser]
 

Severin Vogl: »Sonntag, 12.Okt. – 28«

Zweiter Preis

Beschreibung: Für Romi...
Jurybegründung: Der Film zeigt eine mit viel Liebe zum Detail gemachte Reise durch eine Fantasiewelt, die stark assoziativ ausgestaltet ist. Mit einfachen Mitteln schafft der Autor des Films eine skurrile, schräge und absurde Welt in seinem eigenen Wohnzimmer, ermöglicht es aber dem Zuschauer in diese Welt einzutauchen, wie in ein surreales Gedankenspiel an einem melancholischen Sonntagnachmittag. Besonders versiert sind in dem Film die verschiedenen Perspektiven und Kamerafahrten umgesetzt, die mit Ferne und Nähe spielen, Dynamik besitzen, aber niemals das ganze Setting aufdecken und den Zuschauer gespannt an dem Film teilhaben lassen.
[zum Film]
 

Tim Schober & Franz Höfner: »Wie die Bilder laufen lernten (1)«

Dritter Preis

Beschreibung: Gymnastische Übungen im Laufrad
Jurybegründung: Der Titel ist eine Hommage an die wunderbare Welt des Stummfilms und verweist gleichzeitig augenzwinkernd auf den Projektnamen »Motion Picture 2.0«. Im Film wird diese Brücke mit Referenzen zu beiden Formaten ausgearbeitet. Bewegungen werden einerseits in Einzelbildern festgehalten, auch als »Stop-Motion«-Technik bekannt, um diese andererseits dann auch mit dem gesamten Bildausschnitt wieder in Bewegung zu setzen. Mit scheinbar einfachen Mitteln wird eine Illusion von Räumlichkeit und Bewegung geschaffen. Der Jury gefällt das umfassende und in sich schlüssige Konzept, welches den Bogen von den Ursprüngen des Films zu seiner Erweiterung im digitalen Zeitalter spannt.
[zum Film]
[zum Making-Of]

Flyer

Imatronic (Piano+ & Giga-Hertz-Preis) 2014

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Programmheft

Konzert von Pierre Henry

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Programmheft

Konzerte der Preisträger:innen

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Jury

Ludger Brümmer (Komponist, Leiter des ZKM | Hertz-Labor)
Björn Gottstein (SWR2-Musikredakteur, künstlerischer Leiter des Eclat Festival)
Detlef Heusinger (künstlerischer Leiter des SWR Experimentalstudio)
Alain Thibault (Komponist, künstlerischer Leiter des Elektra Festival)
Peter Weibel (künstlerischer Leiter des ZKM | Karlsruhe)

Organisation / Institution
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie

Kooperationspartner