Rasheed Araeen

Zero to Infinity

2009

Zero to Infinity
Künstler/in / Künstlergruppe
Rasheed Araeen
Titel
Zero to Infinity
Jahr
2009
Kategorie
Skulptur, Installation
Material / Technik
36 Würfel ; Holz, Farbe
Maße / Dauer
je 50 x 50 x 50 cm, Installationsmaß variabel
Sammlung
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
Beschreibung

In den 1960er-Jahren begannen Künstler:innen, die Betrachter:innen als aktiv Mitwirkende in die Gestaltung des Kunstwerks einzubeziehen. Rasheed Araeen gehört zu den Pionieren dieser partizipativen Kunst. Seine seit den 1960er-Jahren geschaffenen installativen Arbeiten, die er in Abgrenzung zum traditionellen Skulpturenbegriff als 'Strukturen' bezeichnet, wenden sich gegen ein hierarchisches Verständnis der Künstler:innen gegenüber den Betrachter:innen.[1] Die modularen und kombinatorischen Strukturen der offenen Gitterwürfel betrachtet Araeen als Möglichkeit, ein demokratisches Kunstkonzept einzuführen, an dem alle teilhaben können.

Die Arbeit »Zero to Infinity« lädt die Besucher:innen dazu ein, die aus dünnen Holzstreben bestehenden, roten Gitterwürfel in die Hand zu nehmen und damit neue Strukturen zu bauen. Mit seiner Arbeit möchte der Künstler »die Idee von Kunst als feststehendes Objekt der Kontemplation, das allein vom Genie des Künstlers konzipiert und realisiert wurde,« hinterfragen.[2] Das partizipative Prinzip seiner Idee von Kunst sieht es vor, dass die Betrachter:innen eine dynamische Beziehung zum Werk eingehen können. Der Titel der Skulptur »Zero to Infinity« [Von Null zur Unendlichkeit] spiegelt das Potenzial für die kontinuierliche Veränderung und unbegrenzte Variation wider, die der Arbeit innewohnt.

Auch wenn die Arbeit vordergründig nicht politisch ist, so betont der Künstler mit Blick auf die Ermächtigung der Betrachter:innen und die Dekonstruktion hierarchischer Strukturen zwischen Künstler:innen und Betrachter:innen: „Die Kunst, die oft als Kunst 'um der Kunst willen' bezeichnet wird, mag den Anschein erwecken, keine politische Bedeutung wiederzugeben, aber wenn ihre Form oder Struktur analysiert wird, offenbart sie ein ideologisches Grundmuster, das eine bestimmte und spezifische Position oder Weltanschauung repräsentiert. In dieser Hinsicht ist »Zero to Infinity« politisch."[3] Araeen hat sich bereits früh für eine Öffnung des Kunstkanons auch in globaler Perspektive eingesetzt. 1987 gründete er die einflussreiche Zeitschrift Third Text mit dem Ziel, marginalisierten Positionen der Kunstpraxis und Kunstkritik eine Plattform zu bieten und den westlichen Fokus in der Kunst zu kritisieren.



[1] Rasheed Araeen, in: »Viva Arte Viva. 57. Esposizione Internazionale d´Arte. La Biennale di Venezia«, Ausst.-Kat. (Venedig: La Biennale di Venezia, 2017), S. 186. Übersetzt aus dem Englischen.

[2] Rasheed Araeen, »Art Beyond Art: Ecoaesthetics; A Manifesto for the 21st Century« (London: Third Text Publications, 2010), S. 43. Übersetzt aus dem Englischen.

[3] Ebd., S. 48. Übersetzt aus dem Englischen.

AutorIn: Judith Bihr

Über den/die Künstler/in