Dieter Kiessling

Pendelnder Fernseher

1983

Pendelnder Fernseher
Künstler/in / Künstlergruppe
Dieter Kiessling
Titel
Pendelnder Fernseher
Jahr
1983
Kategorie
Installation, Video, Videoinstallation
Material / Technik
Closed-Circuit-Videoinstallation ; Monitor, Klebepunkt, Kamera, Stativ, Stahlseile
Maße / Dauer
Installationsmaß variabel
Sammlung
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
Beschreibung

Ein Fernseher hängt an dünnen Stahlseilen von der Decke und schwingt hin- und her. Auf der Mitte des Bildschirms klebt ein großer schwarzer Punkt. Vor dem Fernseher ist eine Kamera auf einem Stativ montiert. Das von der Kamera aufgenommene Bild wird in Echtzeit auf den schwingenden Monitor übertragen.

Wird der Fernseher nun in Schwingung versetzt, sind plötzlich zwei Punkte zu erkennen: der reale Punkt und sein Abbild. Solange der Fernseher still steht, bildet die Kamera den schwarzen Punkt so ab, dass sein Abbild genau unter dem realen Vorbild liegt. Doch sobald der Fernseher im Raum schwingt, sind die zwei Punkte nicht mehr deckungsgleich, denn der abgebildete Punkt macht die Bewegung des realen Punktes nicht mit. Der visuelle Effekt entsteht dadurch, dass die Kamera auf dem Kopf steht und sich das Abbild des Monitors auf dem realen Monitor immer entgegengesetzt zur Pendelbewegung bewegt und diese so ausgleicht.

»Pendelnder Fernseher« wurde bereits 1989 in der bedeutenden Ausstellung »Video-Skulptur – retrospektive und aktuell« im Kölnischen Kunstverein gezeigt. Die Arbeit ist beispielhaft für die Experimente von Dieter Kiessling mit den Möglichkeiten des sogenannten ,Closed-Circuit', des "geschlossenen Kreislaufs". Dieser Effekt wurde in den Anfangsjahren der Videokunst häufig verwendet. ,Closed-Circuit' bezeichnet eine spezifische Anordnung von Kamera und Monitor: Die Kamera ist auf den Bildschirm gerichtet, der zeigt, was die Kamera gerade sieht. Auf diese Weise entsteht eine Rückkopplung. Kiesslings Ziel ist dabei immer, die Idee der Sichtbarmachung technischer Bedingungen von Medien wie hier am Beispiel des Fernsehers in möglichst reduzierter und transparenter Form auf den Punkt zu bringen.[1]



[1] Heinrich Klotz, »Kunst der Gegenwart«, Prestel: München, 1997, S. 151.




AutorIn: Hannah-Maria Winters

Über den/die Künstler/in