Musée du Louvre IV, Paris 1989

»Musée du Louvre 4, Paris 1989« gehört zu einer Serie großformatiger Fotografien, die Thomas Struth in großen Museen der Welt aufgenommen hat und die das Verhalten der Besucher im Museumskontext analysieren. Zu sehen ist eine Gruppe von Besuchern, die mit dem Rücken zur Kamera das berühmte Gemälde »Le Radeau de la Méduse« (Das Floß der Medusa) (1818–1819) von Théodore Géricault in der Galerie du Louvre betrachten. Die Haltung der Betrachter und die räumliche Situation stehen in scharfem Kontrast zu dem gewalttätigen Thema des Gemäldes.

Géricault schildert eine tragische Episode aus der Geschichte der französischen Kolonialflotte: den Untergang der Fregatte Méduse. Die Fregatte sollte Verwaltungsmaterial, Beamte und Soldaten in die künftige Kolonie Senegal bringen. Am 2. Juli 1816 lief sie auf eine Sandbank. Mindestens 147 Menschen wurden auf einem provisorischen Floß ausgesetzt. Nur wenige überlebten Hunger, Dehydrierung und Kannibalismus. Das Ereignis löste einen internationalen Skandal aus, nicht zuletzt, weil es weithin auf die Unfähigkeit des französischen Kapitäns zurückgeführt wurde, der im Dienst der gerade wiederhergestellten Monarchie stand.