Das Museum der Zukunft ist kein Museum mehr
Zwei Frauen mit VR-Brillen stehen vor einer graphischen Landschaft
Impulskonferenz
Fr, 03.07.2020 17:00 – 19:00 Uhr CEST, Konferenz
Online

Nach der Pandemie sieht alles anders aus: Das Museum wurde Fernsehstudio, Hörsaal, Kino und Konzerthaus. Wir bauten die Ausstellung auf eine virtuelle Plattform und drehten Führungen in einem menschenleeren Haus. Wir waren geschlossen und offen, analog und digital, Museum und Fernsehstudio – Das Museum der Zukunft ist kein Museum mehr, aber was ist es dann?

Bereits seit einigen Jahren werden Rufe nach einer Erneuerung des Museums laut. Spätestens die Corona-Pandemie führte uns jedoch schlagartig vor Augen, dass das bis dato physisch gedachte Museum allein nicht mehr existieren kann. Das große soziale Experiment, in dem wir uns seit dem Ausbruch der Pandemie befinden, zwingt uns, unsere Kultur zu überdenken. Mit Gewalt wurden wir in das digitale Zeitalter geschoben, keine Produktions- und Rezeptionsformen werden nun davon unberührt bleiben. Der Auszug respektive die Erweiterung der Kultur in den virtuellen Raum ist unausweichlich und irreversibel.

Mit der Ausstellung »Open Codes« 2017 erweiterte das ZKM die Definition des Museums als einen Ort der Kommunikation, Integration und Wissensvermittlung, und griff den von Alexander Dorner bereits 1949 formulierten Begriff des »sozialen Kraftwerks« auf. Nicht eine Versammlung von Objekten als vielmehr von Menschen – als eine Assembly – muss das Museum im 21. Jahrhundert gedacht werden. Als das ZKM 1999 mit der Ausstellung »net-condition« aufzeigte, dass die Künstler den digitalen Raum längst eingenommen haben, war die Erkenntnis und Akzeptanz dieser Entwicklung von einem geringen Stellenwert für die Kulturinstitutionen. Aktuell überbieten sich die Kulturinstitutionen mit digitalen Initiativen um – von der Angst getrieben, den Anschluss zu verlieren – ihr Publikum zu erreichen. Eine späte Erkenntnis ist besser als Ignoranz und dennoch ist es mit diesen »Projekten« nicht getan.

Das Museum der Zukunft muss ganzheitlich gedacht werden: als ein intelligenter Hybrid aus Analogem und Digitalen muss es, im Sinne des Bildungsauftrags, so viele Türen wie möglich zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Entwicklung öffnen. Ein smartes Museum muss an neue Entwicklungen direkt andocken, ihre Handhabung und Akzeptanz erproben – es muss experimentieren, um mit technologischer Intelligenz Plattformen der Auseinandersetzung zu schaffen. Es muss den Spagat zwischen dem physischen und dem virtuellen Raum schaffen, um das Publikum des 21. Jahrhunderts zu erreichen.

Programm

17 Uhr | Das Museum der Zukunft ist kein Museum mehr

Wie müssen sich Museen im 21. Jahrhundert aufstellen, welchen Herausforderungen sind sie ausgesetzt? Wie müssen das analoge Erleben und das digitale Erfahren gedacht werden, um – im Sinne eines breiten Zugangs zur Kultur – Menschen mitzunehmen und die Auseinandersetzung zu fördern, wenn nicht gar zu forcieren?

Über Visionen, Konzepte und Realisationen diskutieren Prof. Dr. Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, Francesca Thyssen-Bornemisza, Gründerin und Vorsitzende der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary-Stiftung (TBA), Markus Reymann, Direktor der TBA21-Akademie, und Prof. Peter Weibel, wissenschaftlich-künstlerischer Vorstand des ZKM.

17:45 Uhr | Von Emulation zu Interaktion – ZKM-Projekte am Puls der Zeit

Bereits seit vielen Jahren arbeitet das ZKM im Bereich der künstlerischen wie der angewandten Forschung an Konzepten, die neue Perspektiven im Hinblick auf die Gesellschaft und damit auch die Kulturvermittlung eröffnen. Von Möglichkeiten der digitalen Rekonstruktion von Ausstellungen mit dem Ziel einer Wieder-Zugänglichkeit, über digital weiterentwickelte Kommunikationsformate über den lokalen Ort hinweg, bis hin zum smarten respektive intelligenten Museum werden Konzepte entwickelt und realisiert. In ihrer inhaltlichen Spannbreite und den hierfür erteilten Drittmitteln wurde am ZKM damit ein umfassender Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt für das digitale Museum der Zukunft generiert, das zugleich eine dynamische Zukunftsstrategie formuliert.

Gemeinsam mit den ProjektleiterInnen Yannick Hofmann, Mitarbeiter des ZKM | Hertz-Lab und verantwortlich für das Projekt »Das intelligente Museum«, Lívia Nolasco-Rózsás, Mitarbeiterin des ZKM | Hertz-Lab und verantwortlich für das Projekt »Beyond Matter«, Margit Rosen, Leiterin der Abteilung ZKM | Wissen und verantwortlich für das Projekt »Data – der ZKM Chatbot« und Dominika Szope, Leiterin der Abteilung ZKM | Kommunikation und Marketing, verantwortlich für das Projekt »smARTplaces« und Mitorganisatorin des Streamingsfestivals »Critical Zones«, stellt Prof. Christiane Riedel die aktuellen Projekte vor:

18:30 Uhr | polity, politics, policy – Digitalität und Kulturpolitik

Strukturelle Veränderungen in Häusern bedingen eine angepasste Agenda der Förderung, zugleich aber auch Flexibilisierung und Agilität von Seiten der Kulturpolitik. Damit digitale Strategien möglich werden, müssen Möglichkeiten geschaffen werden, die Auswirkungen der Digitalität betrachten zu können.

Lavinia Frey, Geschäftsführerin Abteilung Programm und Projekte Stiftung Humboldt Forum und Prof. Christiane Riedel, geschäftsführender Vorstand des ZKM, diskutieren über neue Museumsstrukturen und die damit verbundenen Anforderungen an die Kulturpolitik.

Die Konferenz wurde von der Telegram-Gruppe t.me/thinkingthefuture begleitet. Die Gruppe bleibt für ebenjene Themen und ihre Veranstaltungen bestehen. Wir laden Sie herzlich dazu ein, am Chat der Gruppe teilzunehmen, Fragen zu stellen und Gedanken auszutauschen.

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Organisation / Institution
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe