Peter Weibel

Das Wort »Anschlag« ist doppeldeutig. Es kann eine öffentliche Verlautbarung, Bekanntmachung an einem öffentlichen Ort bedeuten, oder auch eine Attacke. Mit dieser ambivalenten Bedeutung operiert Peter Weibel. Auf den Bildern der fotografischen Serie »Anschläge« aus den Jahren 1970 bis 1975 ist Weibel zu sehen, wie er an zahlreichen öffentlichen Gebäuden und Schildern Buchstaben und Wörter hochhält oder vor Schilder hält, die selbst Anschläge sind, sodass die bestehenden Aufschriften eine veränderte Bedeutung erhalten. Mit den Veränderungen von »Staatsanwalt« zu »Staatsgewalt« oder von »Landesgericht» zu »Schandesgericht« drückt Weibel einen Protest gegen das staatliche System aus, der in zahlreichen seiner Arbeiten der 1960er- und 1970er-Jahre zum Ausdruck kommt. «Anschlagsorte« waren vornehmlich öffentliche Einrichtungen und Gerichtsadressen, also Orte, an denen Staatsgewalt ausgeübt wird. Mit sprachlichen Interventionen kommentiert Weibel ein von ihm als repressiv und korrupt empfundenes System.