Vertical Roll

Die Videoarbeit »Vertical Roll« aus dem Jahr 1972 gehört zu den bekannten Frühwerken der amerikanischen Künstlerin Joan Jonas. Sie steht exemplarisch für ihre wegweisende experimentelle Auseinandersetzung mit dem damals noch jungen Medium Video. Das Schwarz-Weiß-Video basiert auf einer Bildstörung, die eine Funktionsstörung des Fernsehgerätes suggeriert. Hierfür läuft ein rollender Videobalken von oben nach unten über die Bildfläche. Immer wieder erscheinen Bildfragmente – das Gesicht, die Arme oder Beine, der be- oder entkleidete Körper der Künstlerin – die dem Blick der Betrachtenden im nächsten Moment wieder entschwinden. Das rotierende Moment wird durch penetrante Klopfgeräusche rhythmisiert, die Joans durch das Aufschlagen eines Löffels hervorbringt.

In dem Video erzeugt die Künstlerin durch den permanenten Wechsel zwischen Sehen und Nichtsehen eine verworrene, nicht eindeutig greifbare Atmosphäre. Jonas unterbricht bewusst den Bildtransfer, was dem kontinuierlichen Konsum medial generierter Bilder, wie auch weiblicher Rollenbilder, durch das Fernsehen entgegenwirkt.